Die Burghexen in Taiwan

Am Fasnet Fridig 2004 war es noch ein Gerücht, das in unseren Reihen die Runde machte. Doch schon am Aschermittwoch, an dem angeblich alles vorbei ist, fing das große Abenteuer erst richtig an. Eine kleine Burghexen-Delegation traf sich mit einem taiwanesischen Journalisten und Vertretern der Stadt Waldkirch. Bei diesem Treffen erfuhren wir, dass Taiwan eine Maskenfestival veranstaltet, bei dem auch eine Hexenzunft mitwirken sollte. Die Stadt Waldkirch hatte bereits die Teil­nahme zugesagt, jetzt musste nur noch eine Hexenzunft gefunden werden, die der Ein­ladung folgen würde. In den nächsten Tagen glühten die Telefondrähte, denn unser Vorstand Manfred musste ganz schnell 10 Hexen finden, die 14 Tage außer­plan­mäßigen Urlaub von Ihrem Arbeitgeber bekamen und bereit waren diesen in Taiwan zu verbringen. Nachdem die Teilnehmer fest standen wurde das komplette Hexentanz-Equipment wie z.B. der große Kessel, das Bühnenbild sowie einige Hexenbesen und sonstiges Zubehör in eine große Kiste verstaut und auf den Weg nach Miao Li gebracht.

Am 01. Mai 2004 war es dann so weit, die Hexenschar bestieg, nachdem einige Probleme mit den Visa´s behoben waren, ebenso aufgedreht wie gespannt das Flug­zeug in Frankfurt. Am Flughafen in Taipeh wurden wir dann von unserer Reiseleitern, Patricia, in Empfang genommen und mit dem Bus in das Hotel, das zu einem Frei­zeit­park in der Nähe Miao Li gehört, gebracht. Am nächsten Tag wurde die große Kiste geöffnet, die Bühne für den Hexentanz aufgebaut und der Freizeitpark aus­führ­lich erkundet Vom 04. Mai bis zum 16. Mai gab es einen streng durch­organisierten Arbeits­plan. Unter der Woche mussten wir unseren Hexentanz um 10:00 Uhr und um 13:00 Uhr aufführen und am Sonntag gab es noch eine Vorführung um 15:00 Uhr. Während dieser Zeit lernten wir alle Höhen und Tiefen sowie die Vor- und Nachteile eines Künstlerdarseins kennen. Unser Hexenhäs, das für das taiwanesische Klima völlig ungeeignet war, hatte bei ca. 30-35°C und 50-60% Luftfeuchtigkeit keine Mög­lich­keit zwischen den Vorstellungen wieder trocken zu werden - vom Aussehen und dem Geruch nach den 12 Tagen ganz zu schweigen. Während und nach jeder Vor­stellung, wurden wir für diese Unannehmlichkeit reichlich entlohnt, denn wir waren ohne Übertreibung die Hauptattraktion des Parks. Das zeigte sich darin, dass jeden Tag mehr Zuschauer zu unserer Show kamen und das Bad in der Menge und die dazu gehörende Photo- und Autogramm-Session nach den Auftritten immer länger dauerte. Hubert Bleyer, der als Pressevertreter der Stadt Waldkirch mit von der Party war, organisierte für Jürgen Guthier ein Interview mit SWR4 Baden Württemberg, der den Daheimgebliebenen live übers Radio vom Maskenfestival berichten dufte. In der zweiten Woche kam sogar das taiwanesische Fernesehen zu Besuch, um über die Hexen aus Deutschland zu berichten und uns ausführlich zu befragen. Der Masken­schnitzer Klaus Dieter Kienzler, der eine Auswahl seiner Arbeit im Park ausstellte, wurde ebenfalls von den Kameras belagert und interviewt.

Die freie Zeit zwischen den Auftritten nutzen wir unter der fachkundigen Reise-Leitung von Patricia dazu, die Städte in der Umgebung zu erkunden sowie einige Tempelanlagen und orientalische Märkte zu besichtigen. Außerdem einigten wir uns nach der ersten Woche mit der Parkleitung darauf, dass acht Hexen für pro Auftritt ausreichend sind. Dadurch hatten immer zwei "Hexen" einen freien Tag und konnten auf eigene Faust losziehen. Damit wir bei diesen Ausflügen auf Grund der Sprachbarriere nicht verloren gegen, schrieb uns Patricia auf die Rückseite von unserem Künstlerausweis, die wichtigsten Satze und Orte in chinesischen Schrift­zeichen auf.

Am Abend vor unserem Rückflug wurden wir vom taiwanesischen Kulturminister zu einer Abschiedsparty mit anschließendem Karaoke-Singen eingeladen.

Diese 14-Tage waren ein unvergessliches Erlebnis, von dem alle Beteiligten  zum Leidwesen der daheimgebliebenen Hexenkollegen  noch wochenlang erzählten und schwärmten. Diese Reise war mit Sicherheit eines der größten Abenteuer in unserer 40-jähigen Vereinsgeschichte.


 

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